Man sagt, dass es leichter ist, Freunden zu vergeben als Feinden. Rita und ich waren seit der Schulzeit Freundinnen. Dann, zufällig, begann ich, mit ihrem Freund auszugehen. So ist es passiert… Liebe, du weißt, wie es ist… Das Herz hat keinen Einfluss!
Und so kam der Tag der Hochzeit. Weißes Kleid, alles aus Spitze. Der Tisch war gedeckt. Häppchen waren im Umlauf. Blumenkränze…
Heute singen alle Karaoke. Bei meiner Hochzeit mit Misha haben nicht nur die eingeladenen Musiker gesungen, sondern auch alle anderen. Sie sangen im Chor, in Duetten und natürlich solo.
Das erste Lied – „Du bist meine Mutter, du bist meine Tochter“ (aus dem Repertoire von Valeria und Anna Shulgina) – wurde von meiner Mutter und mir gesungen, da ich auch Valeria heiße und meine Mutter Anna, nur dass die Namen vertauscht sind.
Dann trat der Vater von Misha auf. Er ist Soldat. Er sang eine angepasste Version eines Liedes von Agutin:
Die Zeit vergeht schnell.
Mein Sohn hat sich entschieden zu heiraten.
Also sei vorsichtig, jetzt bist du verheiratet!
Nach ihrem Vater nahm Mishas kleine Schwester das Mikrofon. In einem rosa Kleid mit einer Glockenröcke und Blumen in ihren Locken sah sie aus wie ein Engel. Sie gestand ihrem Bruder, dass er immer ihr Vorbild gewesen ist. Sie wünschte ihm Glück und versprach, immer für ihn da zu sein. All dies natürlich in Versform und mit Musik; das Lied hat sie selbst geschrieben. Wie talentiert!
Dann waren die Gäste an der Reihe. Die erste war meine Freundin Rita. Sie begann zu singen:
Sag mir, sag mir, Kirschbaum, warum die Liebe nicht erblüht…
Rita sang nur die erste Strophe. Sie sagte, dass:
Wir uns jeden Tag trafen… Und jetzt mach weiter.
Alles schien normal… Aber um ehrlich zu sein, ich liebe nicht nur Misha, sondern auch Filippo… Kirkorov und besonders dieses Lied in seinem Repertoire. Ich erinnere mich, dass sie im zweiten Vers darüber sprachen, wie sie „diese Tage“ zusammen verbrachten. Und ein Gebet, wie eine Quelle, um die Worte der Liebe noch einmal zu erleben, schweige nicht!
Ich blieb teilnahmslos. Wie hätte ich reagieren sollen? Ich warf einen Blick auf meine Geliebte. Er schaute und hörte interessiert zu. Und ich wurde immer wütender. Und dann war da noch dieses wundervolle Rita-Kleid, das unter anderem perfekt zu den reifen Kirschen passte. Und ihr Dekolleté, wo ihre Brüste wie zwei Kirschen aussahen, die bereit waren zu fallen … Und dahinter war ihr Bein freigelegt und ragte aus dem Schlitz ihres langen Rocks …
Hihi… Ich schrieb gerade über Kirschen und erinnerte mich an ein anderes Lied aus dem Repertoire von Anna German:
„Und sie nähte ein weißes Kleid, als die Gärten blühten… …Schön und mutig überquerte sie die Straße, ihre Liebe war wie eine frühe Kirsche!“
Zum Glück hat Rita von Kirschen gesungen und nicht von Schattenmorellen. Obwohl die Themen ähnlich sind…
Sag mir, war es richtig, sich so zu verhalten? Es schien, als hätte sie alles verstanden über dieses „man kann das Herz nicht befehlen“… Und ihre Geschichte mit Misha war ja nicht so ernst oder lang. Sie gingen miteinander aus, lebten nicht zusammen… Dann waren wir plötzlich im selben Kreis… wir trafen uns und… das war’s!
Ich habe mit Rita darüber gesprochen: Was soll ich tun? Am Anfang. Und sie sagte mir: „Nachdem ihr euch getroffen habt, schreibt er mir kaum noch… Was kann ich tun? Ich muss jemand anderen suchen!“
Aber es scheint, dass Rita niemanden gefunden hat. Sie hätte jemanden extra zu unserer Hochzeit einladen können. Warum muss sie ihre Einsamkeit betonen?
Ich war traurig. Dann dachte ich: Warum traurig sein? Ist etwas passiert? Nichts! Hat Misha mich verlassen? Nein! Und habe ich ihn verlassen? Keiner von uns beiden! Jetzt sind wir nicht nur verlobt, wir sind Mann und Frau. Und wie viele Ex-Freunde werde ich noch treffen?
Und was wäre, wenn nicht Rita gesungen hätte, sondern Petya, mein Ex-Verlobter? Ich stellte es mir vor… und fühlte nichts. Ich wäre dort mit einem schönen Lächeln, wie Misha. Es ist mein Fest! Und nichts wird meine Stimmung ruinieren! Wirklich?
